Traumatisierender Sci-Fi-Horror ab heute im Kino: Lohnt sich Infinity Pool mit Alexander Skarsgård und Mia Goth? (2024)

Regisseur Brandon Cronenberg zeigt moralisch verkommene Reiche zwischen gruseligen Klon-Zeremonien und Body-Horror im Urlaubsparadies. Aber: Ist das auch gut oder könnt ihr euch Infinity Pool im Kino sparen?

Urlaub. Für die einen Entspannung pur, für andere ein endlos erscheinender Albtraum aus BDSM-Unterwerfungsfantasien und literweise Champagner zur Hinrichtung des eigenen Klons. Klingt nach einem absurden Albtraum? Nun, ist es auch. Schließlich stammt letzteres Szenario aus Infinity Pool, dem aktuellen Film von Brandon Cronenberg (Possessor).

Im Rahmen der Berlinale war das cineastische Horror-Sci-Fi-Experiment das erste Mal in Deutschland zu sehen, seit dem 20. April läuft der Film auch bundesweit im Kino. Wir erklären, wer das Spektakel auf keinen Fall verpassen darf – und wer sich diese 2 Stunden Diashow vom schlimmsten Urlaub aller Zeiten schenken kann.

Darum geht's in Infinity Pool

James Foster (Alexander Skarsgård) ist frustriert. Nach seinem Debütroman, der nur überschaubaren Erfolg feierte, will es mit dem nächsten Werk einfach nicht klappen. Die Schreibblockade sorgt auch dafür, dass es in seiner Ehe nicht mehr so richtig klappen will. Fosters Frau, die reiche Verlegertochter Em (Cleopatra Coleman), die das Leben des Paares finanziert, verspricht sich von einem Luxusurlaub Besserung. Nicht nur für die Beziehungsdynamik, sondern auch für die Schreibblockade ihres Mannes.

Seht hier den zweiten Trailer zu Infinity Pool:

Zuerst scheint dieser Plan auch aufzugehen. Als die beiden in einem Luxus-Resort auf der (fiktiven) Insel La Tolqa das ungleiche Pärchen Gabi und Alban (gespielt von Mia Goth und Jalil Lespert) kennenlernen, ist James zum ersten Mal wieder inspiriert. Doch dann überfährt er bei einem gemeinsamen Ausflug einen Einwohner, was auf La Tolqa die Todesstrafe bedeutet.

Um der zu entgehen, gibt es für reiche Touristen eine Ausnahmeregelung: Sie können sich klonen lassen und die Konsequenzen für ihr Handeln einfach an eine Kopie ihrer selbst übertragen. Ein Vorgang, den die neuen Bekannten des Paares bereits mehrfach durchlaufen zu haben scheinen.

Zunehmend verstört muss Em mitansehen, wie ihr Mann Gefallen daran findet, andere für sich leiden zu lassen. Doch auch James erwartet eine böse Überraschung: Seine neuen Freunde haben nämlich große Pläne für ihn.

Das Positive: Alexander Skarsgård und Mia Goth sorgen für Horror-Bilder, die ihr nie wieder vergesst

Unvergessliche Einstellungen, die in ihrer Furchtbarkeit so visuell besonders sind, dass man sich nicht entscheiden kann, ob man anschließend eine Traumatherapie braucht oder sich Szenenbilder gerahmt ins Schlafzimmer hängen möchte. Eine surreale, sehr lange Sexszene, die einem das Gefühl gibt, als Zuschauer:in selbst Teil einer Orgie auf LSD zu sein. Infinity Pool überzeugt vor allem mit seinen Bildern und der unglaublichen Kreativität, mit der Regisseur Brandon Cronenberg seine Charaktere von einer verstörenden Situation in die nächste treibt.

Dass diese Bilder unter die Haut gehen, liegt aber auch am hervorragenden Haupt-Cast. Alexander Skarsgård, der es schafft, einem im ersten Schritt abstoßenden Ego-Schwein fühlbare Nuancen einzuhauchen. Mia Goth, deren Figur Gabi mal zerbrechlich, mal absolut furchteinflößend wirkt, sollte spätestens jetzt einen Ehrenpreis dafür bekommen, zuverlässig die faszinierendsten Darbietungen in einem Horror-Film abzuliefern.

Das Negative: Infinity Pool hat enttäuschend wenig zu sagen

Alexander Skarsgård und Mia Goth tragen im Gewaltrausch gruselige Masken

Trotzdem schafft es die Mischung aus avantgardistischem Horror, dystopischen Sci-Fi-Elementen und Gesellschaftskritik nicht, ihr volles Potenzial zu entfalten. Filmemacher Brandon Cronenberg springt von einer Idee zur nächsten, immer auf der Suche nach der nächsten Szene, die wahlweise schockt oder durch ihre Absurdität zur perfekten Meme-Vorlage wird.

Es wirkt, als hätte der Sohn von Kultregisseur David Cronenberg ein Moodboard zur Frage entworfen, was das moralisch Verabscheuungswürdigste sein könnte, das gelangweilte Superreiche im Urlaub veranstalten, wenn sie keinerlei Konsequenzen fürchten müssen.

Dass Menschen mit zu viel Geld und ohne moralischen Kompass nicht nur furchtbar, sondern auch gefährlich sind, ist für mich keine spannende Erkenntnis, sondern der Ausgangspunkt einer Geschichte. Was kommt dann? Nicht viel mehr als blutende Nippel und Alexander Skarsgård, der im BDSM-Hunde-Outfit über dreckige Böden rutscht? Schade.

Für wen sich die Mischung aus Science Fiction und Body-Horror trotzdem lohnt

Alexander Skarsgård als privilegiertes, gelangweiltes Arschloch gibt es aktuell auch in Staffel 4 von Succession zu sehen. Wer eine kluge Satire darauf sehen will, wie sich Superreiche im Urlaub verhalten, ist mit der HBO-Serie The White Lotus gut bedient.

Wen es nicht stört, dass Gesellschaftskritik und Charakterisierung der Figuren ähnlich flach sind wie die Urin-, Champagner- und Blutlachen, durch die der Film zwei Stunden lang schlittert, der sollte Infinity Pool trotzdem eine Chance geben. Der Horror-Sci-Fi-Albtraum hat mich zwar enttäuscht, aber eben auch deshalb, weil ich so viel mehr erwartet hatte.

Ihr wollt einfach nur 118 Minuten guten Schauspieler:innen dabei zusehen, wie sie immer unerträglicher werdende Szenarien durchleben, die wir so im Kino noch nicht unbedingt gesehen haben? Dann ist Infinity Pool euer Film.

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